Wenn ukrainische Frauen ihr Land verlassen

schengenvisum2Die Zahl der ukrainischen Frauen, die ihr Heimatland verlassen um in Westeuropa zu leben, steigt weiter an. Die Gründe für die Emigration sind verschieden.

Neben der für uns als Partnervermittlung maßgeblichen Heirats-Emigration steigt die Zahl derjenigen ukrainischen Frauen stark an, die nach EU Staaten übersiedeln um dort zu arbeiten. Handelt es sich bei diesem Phänomen also um einen Massenbewegung innerhalb der ukrainischen Gesellschaft?

Wenn man die absoluten Zahlen betrachtet, sind diese durchaus beeindruckend: alleine zwischen 1991 und 2004 verließen knapp 640.000 Ukrainer ihr Land in Richtung Westeuropa. Aktuelle Zahlen liegen leider nicht vor, es besteht jedoch kein Grund für einen Trendumkehr. Im Gegenteil, denn mit Beginn der Unruhen im Osten der Ukraine hat sich die wirtschaftliche Situation des Landes noch einmal drastisch verschlechtert, die Arbeitslosigkeit liegt mittlerweile bei fast 10%, die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession.

Wer genau verlässt nun die Ukraine und in welchem Alter? Während bei der Heirats-Emigration die Frauen im Durchschnitt 30 Jahre alt sind, liegt das Alter derjenigen ukrainischen Frauen, die der Arbeit wegen ihr Land verlassen, bei mindestens 40 Jahren und älter.

Ukrainische Frauen werden oft schon in sehr jungen Jahren Mutter. Wenn die Kinder halbwegs erwachsen sind, haben diese Frauen die Möglichkeit, wieder einer Vollzeitarbeit nachzugehen. Viele ukrainische Frauen haben diesbezüglich auch keine andere Wahl, alleine schon aus finanziellen Gründen.

In der Ukraine haben diese Frauen oft einen Ehemann der für nichts gut ist, sie führen die Familie, bewältigen den Alltag und müssen sich darüber hinaus nicht selten auch noch um die Schwiegereltern kümmern. Viel Freizeit hat die Frau dann nicht mehr. Wenn sie Glück hat, bleiben vielleicht 2 Stunden Freizeit am Sonntag.

Ukrainische Frauen die in EU Staaten arbeiten, tun dies überwiegend in sozialen und pflegerischen Berufen. Da in Deutschland die rechtlichen Rahmenbedingungen aufgrund der sehr restriktiven Einwanderungsvorschriften schwierig sind, arbeiten viele Ukrainerinnen in Italien, Portugal oder Spanien. Hier kümmern sie sich hauptsächlich um pflegebedürftige alte Menschen, ähnlich wie man es in Deutschland mit polnischen Krankenschwestern beobachten kann.

Das erarbeitete Geld geht dann zum Großteil zur Familie in die Ukraine. Nach Rückkehr in die Ukraine müssen die Ukrainerinnen dann oft mit dem Stigma leben, das Land verlassen zu haben, um für die Familie Geld zu verdienen, das sollen die Ehemänner machen, nicht die Frauen, so ein gängiges Vorurteil. Wer die Unselbständigkeit ukrainischer Männer kennt, weiß das nur wenige dazu bereit sind, im Ausland zu arbeiten.

Wenn die Ehe dann noch in die Brüche geht, sind die Frauen schuld, sie hätten doch zu Hause bleiben sollen, sich um die ältere Verwandtschaft und um die erwachsenen Kinder kümmern sollen, hört man dann oft. Wer aber meint, dass viele der Arbeits-Emigranten nicht mehr in die Ukraine zurückkehren, der irrt. Fast alle dieser Frauen kehren nach ein paar Jahren wieder zurück, oft mit einer Menge eisern zusammen gespartem Geld. Sollte es so etwas wie einen Nationalcharakter eines Volkes geben, so sind die positiven Eigenschaften ganz sicher bei den ukrainischen Frauen zu verorten.

Junge Ukrainerinnen dagegen emigrieren üblicherweise weil es interessant und neu ist, und nicht aus purer Not heraus. Und dies auch meistens nicht um im Westen zu arbeiten, sondern um eine Familie zu gründen und zu heiraten.

Wir haben über die Gründe in der Vergangenheit schon viel geschrieben, die ungünstige ukrainische Geschlechterverteilung, das unselbständige Rollenverständnis ukrainischer Männer und die nicht idealen sozialen Angebote und schlechte Bildungsmöglichkeiten für die späteren Kinder sind die Hauptgründe.

Für viele Frauen aus der Zentral- und Westukraine ist es aber auch der westliche Lebensstil der fasziniert. Im Gegensatz zur russisch geprägten Ostukraine fühlen sich diese Ukrainerinnen Europa viel stärker verbunden als Russland. Die Aussicht auf eine europäische Ukraine war in der Vormaidan-Zeit viel schlechter als jetzt, aber auch unter der neuen ukrainischen Regierung ist es überhaupt nicht sicher, ob der proeuropäische Kurs Bestand und Erfolg haben wird. Junge ukrainische Frauen im heiratsfähigen Alter vertrauen einfach nicht darauf, ob dieses Experiment gelingt, sie nehmen ihr Schicksal selbst in die Hand und suchen sich einen Partner in Westeuropa.

Im Gegensatz zu den Arbeits-Emigrantinnen liegen die bevorzugten Destinationen dann aber nicht in Südeuropa sondern in Mittel- und Nordeuropa, und hier liegt der deutschsprachige Teil ganz weit vorn, gefolgt von den skandinavischen Ländern und Großbritannien. Wir helfen den Frauen dabei, damit der Start in dieses neues Leben gelingt und ein Erfolg wird.