Neue Zahlen zur weltweiten Geschlechterverteilung: Ukraine und Russland weiterhin weltweit vorne beim Frauenüberschuss

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Neue Zahlen der Vereinten Nationen zeigen, dass sich die starken Ungleichgewichte in der Geschlechterverteilung in Staaten der ehemaligen Sowjetunion in den letzten Jahren nur unwesentlich verändert haben.

Wir haben schon oft darüber berichtet, dass es in Russland und der Ukraine wesentlich mehr Frauen als Männer gibt, und dies der Hauptgrund für die relativ starke Heiratsmigration nach Westeuropa ist.

In Ländern, die in der obigen Karte in tiefblau markiert sind, leben wesentlich weniger Männer als Frauen, und Länder der ehemaligen Sowjetunion heben sich in dieser Hinsicht klar von fast allen anderen Ländern ab.

Diese Region ist seit dem 2. Weltkrieg immer schon weiblich dominiert, eine Folge der hohen Verluste an Soldaten durch den Krieg. 1950 gab es auf dem Territorium des heutigen Russlands und der Ukraine statistisch gerade einmal 76,6 Männer auf 100 Frauen. Diese Zahl stieg natürlicherweise stetig an, bis zu einem Verhältnis von 88,4/100 im Jahre 1995, danach vergrößerte sich der Abstand wieder.

Die aktuelle Geschlechterverteilung liegt in Russland zur Zeit bei 86,8 Männer auf 100 Frauen und die Zahlen in anderen ehemaligen Staaten der Sowjetunion sind mit Lettland (84,8), Ukraine (86,3), Armenien (86,5), Belarus (86,8) ähnlich niedrig.

Zum Vergleich: in den USA gibt es 98,3 Männer auf 100 Frauen und das Verhältnis weltweit liegt lt. aktuellen Zahlen der UN bei 101,8 Männer auf 100 Frauen im Jahre 2015. In Deutschland sind die Zahlen ähnlich ausgewogen.

Welche Ursachen gibt es nun für abweichende Zahlen auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR?

Die Bevölkerung in Russland und der ehemaligen Sowjetunion ist älter als der weltweite Durchschnitt. Die meisten dieser Länder haben im weltweiten Vergleich auch eine geringere Geburtenrate. Ein anderer Grund liegt darin, dass Frauen einfach älter werden als Männer und schon alleine deshalb die Männer zahlenmäßig übertreffen. Dies trifft jedoch auch für westliche Länder zu, kann also nicht der Hauptgrund für das Übergewicht russischer und ukrainischer Frauen sein.


Junge Männer in Russland und der Ukraine haben im weltweiten Vergleich aber auch ein höheres Sterblichkeitsrisiko und dies verstärkt das bestehende Ungleichgewicht nicht unwesentlich. Wichtige Erkenntnisse liefert auch ein Vergleich der Lebensdauer von Männern und Frauen im jeweiligen Land. Russische Frauen, die zwischen 2010 und 2015 geboren wurden, können ein Lebensalter von durchschnittlich 75,60 Jahren erwarten.

Russische Männer hingegen nur ein Lebensalter von 64,2 Jahren, eine Lücke von 11,4 Jahren. Andere Ex-UdSSR Staaten wie Belarus, Ukraine oder Lettland weisen ähnliche große Differenzen auf, wobei viele Männer in diesen Ländern ihre Lebenszeit durch Alkoholmissbrauch, Selbstmorde oder Krankheiten verkürzen.

Alkoholismus war immer schon ein Problem in der früheren Sowjetunion, besonders junge Männer sind dafür anfällig. Das exzessive Vodka-Trinken ist eine der Haupttodesursachen in Russland und mitverantwortlich für die unverhältnismäßig hohe Sterberate russischer Männer.

Auch die Akzeptanz von Alkoholgenuss differiert in Russland zwischen den Geschlechtern sehr stark. Russische Frauen lehnen zu 52% übermäßigen Alkoholgenuss als moralisch verwerflich ab, bei den Männern sind es nur 36%.